Von der Idee zum Produkt: Ideenfindung

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Mit dem heutigen Blog-Beitrag starte ich in eine neue Serie zum Thema "Von der Idee zum Produkt". In dieser Artikelserie möchte ich euch einen Einblick geben, wie wir bei Mittwald in der Produktentwicklung neue Produkte erarbeiten und euch zeigen, wie aus einer Idee ein marktfähiges Produkt entsteht. Inhaltlich wird es darum gehen, wie wir zu Produktideen kommen und anhand welcher Kriterien wir entscheiden, ob diese Ideen überhaupt taugen. 

Darüber hinaus wird es Informationen dazu geben, warum man schon im frühen Stadium den Kunden mit einbinden und Feedback einholen sollte. Gerade bei unserem aktuellen Unterfangen – der Neugestaltung des Kundencenters – sind diese Punkte sehr weit oben angesiedelt. Des Weiteren werden Themen wie Prototyping und finanzielle Aspekte ihren Weg in den Blog finden.
Ideenfindung

Think different or Rethink?

Ich arbeite bereits seit etwas mehr als einem Jahr als Product Owner bei Mittwald in der Produktentwicklung. Zu meinen Aufgaben gehört somit auch das (Neu)denken unserer Produktpalette, also der Services und Tools, die wir euch Kunden zur Verfügung stellen. Ich empfinde es selbst als sehr schwierig, mir etwas völlig Neuartiges auszudenken."Denk dir eine neue Farbe aus" oder "Kreiere einen Ohrwurm, den die Welt vorher noch nicht gehört hat". Leichter gesagt als getan. Wenn es den Menschen so leichtfallen würde, einfach etwas Neues, Cooles und Weltveränderndes aus dem Ärmel zu ziehen, dann würden viele höchstwahrscheinlich bereits als reiche Frührentner ihren Sonnabend am Strand genießen und die Welt erkunden. Ich zähle mich leider nicht zu diesen superkreativen Wunderkindern, die technische Innovationen einfach so aus dem Handgelenk schütteln können und die Welt revolutionieren. 

Wenn ich also selbst nicht der technische Innovator bin – sind es dann meine Kollegen, die überdurchschnittlich kreativ und innovativ sind? Schwer zu sagen, aber tatsächlich haben wir hier bei Mittwald einige sehr sehr helle Köpfe, die absolute Experten auf ihrem Fachgebiet sind und Unmengen an Wissen mitbringen. Wunderkinder? Nein! In der Lage, revolutionäre Ergebnisse zu erzielen? Definitiv: Ja!

Das aktuelle Unterfangen, unser Kundencenter auf einer komplett neuen Architektur aufzubauen, dabei moderne und innovative Techniken zu verwenden und optisch alles neu zu denken, beinhaltet ein riesiges Sortiment an guten Ideen, die aber nicht durch reine Kreativität bzw. komplett aus dem Nichts entstanden sind. Sie sind das Ergebnis vieler, teilweise schmerzhafter Learnings, die wir im Laufe der Jahre gesammelt haben. Für unser neues Kundencenter greifen wir auf unsere Erfahrungen aus dem Spaces-Projekt zurück und versuchen dabei, die Probleme und Grenzen unserer jetzigen Architektur zu vermeiden/berücksichtigen. Unsere Erfahrungen vereinen wir mit modernen Ansätzen und Best Practices, die andere Unternehmen bereits erfolgreich einsetzen.

Das erste iPhone, das im Jahr 2007 den Handymarkt revolutionierte, ist nicht aus dem Nichts entstanden. In den Jahren zuvor gab es bereits "PDAs", "Handhelds" und andere "smarte Organizer", die in Wirklichkeit aber noch wenig smart waren. Ein Windows Mobile betriebenes Gerät, welches mit fitzelig kleinen Oberflächen daherkam, die man mit einem Stift eher mäßig bearbeiten konnte, schaffte es maximal ins Business- Umfeld. Den privaten Massenmarkt konnte man mit den iPhone-Vorgängern aber noch nicht begeistern. Das lag meiner Meinung nach vor allem an zwei Faktoren:
 

  • Es fehlte noch an Grundlagen (Mobilfunknetz wie 3G und LTE).
  • Die Technik war noch nicht ausgereift (Oberflächen nicht für Touch ausgelegt, Akku-Leistung mäßig)

Warum war das iPhone also so erfolgreich? Steve Jobs wird sicherlich seinen Beitrag dazu geleistet haben, aber in meinen Augen ist ein großer Part darauf zurückzuführen, dass bestehende Dinge neu gedacht wurden. Womit wir schon zu einer Methode kommen, die einem dabei hilft, neue Ideen zu generieren.

SCAMPER-Methode

Die SCAMPER-Methode ist eine Kreativitätstechnik in Form einer Checkliste, die Ende der 90er von Bob Eberle entwickelt wurde. 

Die Buchstaben stehen für folgende Schritte:
 

  • S: Substitute (Ersetze Komponenten, Materialien)
  • C: Combine (Kombiniere, überschneide verschiedene Funktionen und erweitere vorhandene Funktionalitäten)
  • A: Adapt (Ändere Funktionen ab oder leite von ähnlichen Produkten ab)
  • M: Magnify/Modify/Minify (Vergrößere, verkleinere, übertreibe, variiere Attribute wie Haptik, Farbe oder Akustik):
  • P: Put (Finde weitere Verwendungen)
  • E: Eliminate (Entferne Elemente, Komponenten und fokussiere dich auf die Kernfunktion)
  • R: Rearrange/Reverse (Stelle um, verändere die Reihenfolge / stell alles auf den Kopf)

Für die Entwicklung von neuen Produkten lässt sich diese Methode sehr gut anwenden. Man nimmt einfach ein vorhandenes Produkt, geht die verschiedenen Steps nacheinander durch und versucht daraus ein neues Produkt zu generieren. Eine Beispielanwendung wäre eine Packung Smarties.

 

  • Substitute: Wir ersetzen die Schokolinsen durch Weingummi und bekommen "Fruity Smarties"
  • Combine: Wir nehmen Vanilleeis und mixen die Smarties hinzu und bekommen "Smarties Eis"
  • Adapt: Wir befüllen einen Schoko-Weihnachtsmann mit Smarties und bekommen ein Smarties Weihnachtsprodukt
  • Magnify/Modify/Minify: Eine Packung Smarties ist zu viel? Wie wäre es mit Mini Smarties? Besser zu dosieren und perfekt geeignet als Snack zwischendurch
  • Put: Der Geschmack von Smarties in Form von Mini Ostereiern?
  • Eliminate: Wie wäre es mit Smarties in schwarz-weiß
  • Rearrange/Reverse: Schokolade außen und Crispy innen? Fertig ist der Smarties Schokoriegel

Brainstorming

Eine weitere bewährte Methode zur Ideenfindung ist immer noch das Brainstorming. Zusammen im Team oder in einem Workshop ist es sinnvoll, einfach auf die Meinung verschiedener Personen zurückzugreifen. Jeder Teilnehmer bringt einen anderen Background mit, hat andere Expertisen, Vorstellungen und Meinungen zu einem Problem, sodass man zusammen einen bunten Korb an Lösungen erarbeiten kann. 

Ich lege sehr viel Wert auf die Meinung meiner Kollegen und Kolleginnen und beziehe diese immer mit ein. Ich weiß, dass viele von ihnen privat Webprojekte für sich selbst oder für Kunden umsetzen und somit einen ganz anderen Blick auf die Anforderungen haben. Deshalb nehme ich dieses Feedback als wertvollen Input für Produktentscheidungen mit dazu.

Feedback von Kunden

Wir haben mehrere Kanäle, über die wir Informationen und Feedback bündeln und zum bestmöglichen weiteren Nutzen verwerten können. Unser Kundenservice steht täglich mit unseren Kunden in Kontakt und besitzt deshalb ein fundiertes Wissen darüber, was an Fehlern und Bugs auftritt, wo Funktionen falsch bedient bzw. nicht richtig interpretiert werden und wo weitere Handlungsbedarfe bestehen. Aus diesem Grund haben wir eine Expertengruppe aus diesem Personenkreis zusammengestellt, die uns z.B. bei Themen wie Domains und E-Mail bei der Weiterentwicklung der Produkte unterstützt.

Zudem haben wir einen Feature-Tracker (Open Collective - Finder Instanz) gehostet, in dem wir Rückmeldungen aus Kunden-Tickets sammeln und tracken. Kundenwünsche, wie die Unterstützung von Node.js oder die Unterstützung von IPv6 in allen Tarifen, werden hier festgehalten. Das Coole daran ist, dass die Häufigkeit der Requests mit einfließt, sodass wir nachvollziehen können, wie häufig ein Feature gewünscht wird. In regelmäßigen Runden schauen wir dann über die Most Wanted bzw. neuesten Featurewünsche und priorisieren diese oder holen uns Rückmeldungen aus den jeweiligen Fachabteilungen. In gewisser Weise kommen damit die Ideen einfach zu uns und müssen nur noch für die Umsetzung ausgearbeitet werden.

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