Zeit für Digitalkultur – Was Unternehmen jetzt tun sollten

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Wir befinden uns mitten in der vierten industriellen Revolution: Komplexität und Geschwindigkeit haben in der Arbeitswelt stark zugenommen. Und genauso wird es weitergehen. In der digitalisierten Arbeitswelt ist es häufig nicht mehr die äußere Struktur, die Orientierung und Sicherheit schenken kann. Feste Regeln und klare Vorgaben? Sie erfüllen nicht mehr ihren Zweck. Der Grund dafür: Alles wird komplexer. Was folgt sind flache Hierarchien und größere Handlungsspielräume von Mitarbeitenden. Entscheidungen werden dort getroffen, wo sie entstehen. 
 

Digitalkultur: Was ist das? Wie entsteht sie? Und warum gerade jetzt?

Die Herausforderungen und Chancen der aktuellen Corona-Zeit machen es deutlicher denn je: An die Stelle der äußeren Struktur und langfristigen Planungen treten vielmehr transparente und stabile Normen und Werte. Sie übernehmen die entscheidende Orientierungsfunktion. Sie geben der Gemeinschaft eine Identität und schaffen den Rahmen, in dem Mitarbeiter*innen und Teams selbstorganisiert handeln, Entscheidungen treffen und sich weiterentwickeln können.

 

Was bedeutet das also für Unternehmen? Ganz klar: Es muss eine starke Unternehmenskultur etabliert werden, in der das eigene Potenzial sich am besten entfalten kann. Innerhalb dieser Kultur darf es zu Veränderungen kommen. Sie muss Raum für Innovationen und Lernen schaffen. Empowerment ist hier das Stichwort, um eine gute Zusammenarbeit sicherzustellen. Das alles zeigt: Es wird Zeit für die Digitalkultur!

Es ist Zeit für die Digitalkultur.

Die Unternehmenskultur wirkt sich auf die Performance aus

Kultur ist ein System geteilter und gemeinsam gelebter Werte, Grundhaltungen und Verhaltensweisen. Demnach prägt Unternehmenskultur die Entscheidungen und das Verhalten aller Organisationsmitglieder nach innen sowie nach außen. Sie verleiht einer Organisation Persönlichkeit. Nutzen wir das Beispiel Kundenzentrierung. Gehen wir davon aus, dass dies ein gemeinsam gelebter Wert ist, dann werden sich Mitarbeitende gegenüber Kunden serviceorientiert verhalten und die Bedürfnisse der Kunden in den Mittelpunkt ihrer Aktionen stellen. Sie würden Kundenanliegen einen höheren Stellenwert einräumen als beispielsweise der Einhaltung von festen Prozessen. Im Gegensatz dazu bestärkt ein Wert wie Effizienz ein anderes Verhalten. Werte wirken also immer im Zusammenspiel. Und ebendieses kann als Unternehmenskultur bezeichnet werden. 

 

Eine Reihe von Studien belegen, dass erfolgreiche Unternehmen eine klare Identität aufweisen.[1] Bei ihnen sind der Unternehmenszweck, die Mission, die Ziele und die Werte kommuniziert und damit innerhalb und außerhalb des Unternehmens bekannt. Sie wissen wofür sie stehen, welche Haltungen und Verhaltensweisen geschätzt werden und welche Prioritäten sich hieraus für das Handeln des gesamten Unternehmens ergeben. [2]

Unternehmenskultur ist messbar und vergleichbar

Obwohl der Begriff Kultur als nicht greifbar scheint, ist die Unternehmenskultur messbar. Sie ist sogar zwischen unterschiedlichen Branchen und Unternehmen vergleichbar (ob im deutschsprachigen Raum via kununu.de oder internationaler und differenzierter im Cultur500 Projekt von Glassdoor und dem MIT [3]).

Mittlerweile ist die Unternehmenskultur auch für Bewerber*innen ein wichtiger Aspekt. Sie informieren sich nicht mehr ausschließlich über die Unternehmenswebsite, sondern ziehen weitere Kanäle wie beispielsweise kununu.de hinzu. Das merken auch wir bei Mittwald. In meiner Rolle als Recruiterin werden mir in Bewerbungsgesprächen häufig Fragen bezüglich unserer Unternehmenskultur gestellt.

Unternehmenskultur wird ein immer wichtiger werdender Bestandteil eines Unternehmens – auch für Bewerber.

Die Auswirkungen der digitalen Transformation auf die Unternehmenskultur

So viel zur Bedeutung der Unternehmenskultur. Doch wie wirkt sich die digitale Transformation auf die Kultur aus? Um in der heutigen digitalisierten und vielschichtigen Welt wettbewerbsfähig zu sein, müssen Unternehmen eine starke digitale Kultur aufbauen. Sie sollten in der Lage sein, unter stetigen Veränderungen, geringer Planbarkeit und komplexen Zusammenhängen zu agieren. Das System geteilter und gemeinsam gelebter Werte, Grundhaltungen und Verhaltensweisen (= die Kultur) muss es möglich machen, in ebendieser Welt erfolgreich zu sein.

Was zeichnet eine Digitalkultur aus?

Eine echte digitale Kultur ist die Mischung aus Werten, Führungsqualitäten, Verhaltensweisen und Erfahrungen, die eine Organisation dabei unterstützt, das Beste aus den durch die Digitalisierung geschaffenen Chancen zu machen. Schlüsselmerkmale wie beispielsweise Kundenfokus, Kollaboration, der Einsatz digitaler Technologien und Prozesse, Agilität und Innovation stehen dabei im Mittelpunkt. Das bedeutet auch, dass Unternehmen mit einer starken digitalen Kultur den Einsatz von Technologie fördern, um das Tagesgeschäft so effektiv wie möglich zu meistern. Ebendiese Technologien führen zu neuen Arbeitsstrukturen und Verhaltensweisen. Die Mitarbeiter*innen in diesen Unternehmen fühlen sich engagierter, innovativer, kreativer und produktiver.[5]

Wie baut man eine digitale Kultur auf?

Die schlechte Nachricht vorab: Es gibt keine universale Digitalkultur. Jede Organisation muss ihre eigene entwickeln. Die gute Nachricht: So schwierig ist das gar nicht. In zwei Schritten habt ihr es quasi schon geschafft.

 

1. Identifikation der Merkmale der digitalen Zielkulturauf Grundlage der Strategie und Unternehmensziele: Kultur und Strategie arbeiten als ineinandergreifende Zahnräder. Um die Organisation auf die nächste Ebene zu heben, ist es also notwendig, dass beide Zahnräder aufeinander abgestimmt sind und zusammenarbeiten.

 

Stellt euch dazu am besten folgende Fragen: 

  • Wie gestaltet sich unsere Strategie? Was fordern Markt und Kunden?
  • Welche Kultur leben wir aktuell – und warum?
  • Welche Kultur benötigen wir, um nachhaltig erfolgreich zu sein? 
  • Welche Aspekte des organisationalen Kontextes sollten wir verändern, um das gewünschte Verhalten zu fördern? 

Jede dieser Fragen ist bereits für sich sehr umfangreich und erfordert Offenheit. Beteiligt im Kulturprozess daher nach Möglichkeit alle Mitglieder.

 

2. Einführung neuer Routinen
Kultur kann zwar nicht plötzlich um 180 Grad gedreht werden, aber sie kann sich weiterentwickeln. Ihr habt Kundenzentrierung als wichtigen Wert identifiziert, den ihr fördern möchtet? Startet damit, dass ihr die Bedürfnisse der Kunden in jeder Entscheidung aktiv berücksichtigt. Teilt Kunden-Storys und - Feedback sichtbar in eurer Organisation. 

 

  • Wo lebt ihr bereits Kundenzentrierung? 
  • Könnt ihr die bestehenden Verhaltensweisen ausbauen?

In vielen Fällen sind nur kleine Anpassungen an bestehenden Abläufen erforderlich, um Strahlkraft in die gesamte Organisation zu entwickeln. Nutzt beispielsweise Botschafter, die die Umsetzung der neuen Verhaltensweisen im Unternehmensalltag sicherstellen und natürlich Feedback als Voraussetzung für die nachhaltige Verankerung neuer Verhaltensweisen in der gesamten Organisation. Und: Feiert erste Erfolge.

Tl;dr –  Zusammenfassung

Unternehmenskultur wirkt unmittelbar und häufig unsichtbar auf die gesamte Organisation – ob man sich ihrer Wirkkraft bewusst ist oder nicht. Die digitale Transformation verändert den äußeren Rahmen und verstärkt die Notwendigkeit einer kollektiven inneren Ausrichtung – der Unternehmenskultur. Sie muss im Einklang mit Strategie und Zielen stehen, um das volle Potenzial der Organisation zu entfalten und damit nachhaltig erfolgreich zu wirken. Benötigt wird eine Digitalkultur.

Wie ist es bei euch? Habt ihr eine Digitalkultur etabliert, lebt ihr sie? Oder helfen euch die oben genannten Tipps, um nun die ersten Schritte zu gehen?

 

Quellennachweis
[1]Bspw.: A. Chamberlain (March 2015) “Does Company Culture Pay Off? Analyzing Stock Performance of ‘Best Places to Work’ Companies”. https://www.glassdoor.com/research/app/uploads/sites/2/2015/05/GD_Report_1.pdf

[2]S. Sackmann (2017): "Unternehmenskultur: Erkennen – Entwickeln – Verändern, erfolgreich durch kulturbewusstes Management", 2. Auflage, München, Springer. S. 297 ff.

[3]Zum Kulturvergleichstool: https://sloanreview.mit.edu/projects/measuring-culture-in-leading-companies/.

[5]Vgl.: Microsoft (2017) “Digital culture: Your competitive advantage”.https://news.microsoft.com/uploads/2018/02/EEE-Insights-Report.pdf

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