TYPO3 10: Ein Blick in die Zukunft

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Auf dem TYPO3Camp Mitteldeutschland  Anfang des Jahres haben wir Mathias Schreiber schon einiges über die Zukunft von TYPO3 erzählen hören. Wir sind schon gespannt auf die LTS-Version 10, die im nächsten Jahr das Licht der Welt erblicken soll. Um bis dahin noch möglichst viel Feedback zu sammeln, hat das TYPO3 Team heute die Version 10.0 zum Testen veröffentlicht. Im Interview erzählt uns Benni Mack (TYPO3 Project Lead) was mit TYPO3 10 kommt und warum es sich lohnt, einen Blick auf das neue Release zu werfen.

Hallo Benni! Mathias sagte auf dem TYPO3Camp Mitteldeutschland TYPO3 sei eigentlich „Feature complete“. Allerdings gäbe es noch einige dunkle Stellen im Core, die etwas Verschönerung oder Aufräumarbeit benötigen. Was wird mit Version 10 aufgeräumt?

TYPO3 v9 ist für mich in der Hinsicht „Feature complete“, weil es keiner speziellen Dritt-Anbieter Extension mehr bedarf um eine typische Website zu bauen. SEO, schöne URLs und Formulare kommen nativ aus dem Basis-TYPO3. Natürlich heißt das nicht, dass wir deshalb am Ende der Reise sind.

Vielmehr können wir das Augenmerk aufgrund der sauberen Code-Basis, die wir die letzten Jahre geschaffen haben, nun auf andere Bereiche legen. Da gibt es unter der Haube noch ein paar angestaubte Ecken. Eines meiner persönlichen Highlights ist der Austausch von Hooks und Signal/Slot hin zu einem einheitlichen Event-Dispatcher-Format („PSR-14“), welches andere PHP Frameworks auch einsetzen. Das wollen wir in TYPO3 v10 schaffen und gleichzeitig rückwärtskompatibel für alle Hooks sein.

Unsere Fluid-Template-Engine und das neue Site Handling  werden weiterentwickelt, und wir können so die neuen Konzepte bald ganzheitlich in allen Ecken von TYPO3 verwenden.

Das Wichtigste bei TYPO3 und bei Open Source ist die intrinsische Motivation, etwas verbessern zu wollen, weil: Jeder kann mitmachen!

Benni Mack | TYPO3 Project Lead
Benni Mack

Einige Themen (z. B. REST API oder Graph QL) wurden von Studenten in ihren Bachelor- oder Masterarbeiten aufgegriffen. Wenn ich als Student Interesse habe, kann ich mich dann einfach bei euch melden? Habt ihr eventuell sogar Vorschläge für Themen, die ihr gerne vergeben würdet?

Man muss nicht einmal Student sein. Das Wichtigste bei TYPO3 und bei Open Source ist die intrinsische Motivation, etwas verbessern zu wollen, weil: Jeder kann mitmachen! Klar haben wir auch selbst diverse Ideen und Vorschläge. Manche sollten eng verzahnt mit dem TYPO3 Core sein, andere landen als Extensions in der TYPO3 Welt.

Die Bandbreite der Themen muss nicht immer nur auf die technische Architektur wie beispielsweise APIs (GraphQL) oder Security beschränkt sein. Tolle Möglichkeiten bieten sich auch aus der JavaScript-Welt, also die Anbindung von ReactJS oder Vue.js in TYPO3 Module, oder UX Konzepte für Workflows oder Bearbeitungs-Routinen. Hier sind der Freiheit kaum Grenzen gesetzt – Hauptsache wir halten den Fokus Content Management.

Was hat es mit den „Initiatives“ auf sich? Kann jeder so eine Initiative gründen?

Initiativen sind unser Innovation Hub: Also neue Funktionen oder bessere Ansätze dazu, wie TYPO3 momentan Dinge handhabt. Im einfachsten Fall entsteht aus einer Idee, die an mich herangetragen wird, eine Art Projekt aus mehreren Personen, die eine Leidenschaft  für ein Thema haben und das im TYPO3 Universum voranbringen möchten – das muss nicht immer zwingend im TYPO3 Core landen.

Die Initiative hat ihre eigene Roadmap, ihren eigenen Stil der Kommunikation und findet auch einen Abschluss, sodass eine Initiative nicht zwingend ein unendliches Thema mit Wartung ist. Dafür braucht es nur drei oder mehr Menschen mit Leidenschaft, um loszulegen.

Eine der ersten Initiativen aus TYPO3 v9 war unter anderem die „Middleware Initiative“ (PSR-15). Das erlaubte uns erst, dass wir effizient das neue URL Handling (eine weitere Initiative) bauen konnten.

Eine dieser „Initiatives“ befasst sich mit dem Thema „Dashboard“. Das Ganze soll Redakteuren einen besseren Überblick geben und absolut anpassbar sein. Was können wir uns darunter vorstellen?

Die Dashboard Initiative, die von Richard Haeser ins Leben gerufen wurde, soll einen klaren Einstieg in das TYPO3 Backend geben, um dort relevante Informationen und Links zu üblichen Tätigkeiten eines individuellen Redakteurs zur Verfügung zu stellen.

Für alle TYPO3 Power User, die sich in das Backend anmelden und gleich losklicken, ist dies unter Umständen nebensächlich. Aber gerade Neulinge oder „Casual Users“, wie ein Redakteur der Presseabteilung eines Unternehmens, der jedes Quartal für die Quartalszahlen eine neue News veröffentlichen muss und sonst nichts mit TYPO3 am Hut hat, muss klarer an die Hand genommen werden

In der ersten Phase können auf einem Dashboard zum Beispiel Seiten angezeigt werden, die bzgl. SEO verbesserungswürdig sind oder aktuelle Statistiken – letzte Logins von Kollegen, oder welche Seiten gerade noch auf eine Live-Stellung warten.

Dashboards werden so flexibel  sein, dass Agenturen und Hoster auch eigene Komponenten – sogenannte Widgets – zur Verfügung stellen können, um das Dashboard mit Leben zu erwecken.

Was gibt es außerdem für weitere „Initiatives“?

Auf typo3.org befindet sich eine Liste aller aktiven Initiativen – ich selbst bin auf PWA (Progressive Web Apps) und Persistence  gespannt, da dort die Weichen für Projekte, die wir als Integratoren/Entwickler in ein paar Jahren standardmäßig machen werden, gestellt werden. 

Vielen Dank für den Einblick, Benni!

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Kommentare

Kobi Kobsen am
Eigentlich muss man ja nur mal das WP Backend ansehen. Da gibts schon ein paar Dinge die man sich abkucken kann. Widgets und Dashboard sind ein guter Ansatz.

Warum es aber immer noch kein Ansatz gibt mit dem man intuitiv Grids auf einer Seite erstellen kann ist mir ein Rätsel. Gridelement erstellen, warten, speichern, warten, reload, Element im Grid erstellen, warten, speichern,...

Wenn ich ab und an genötigt werde eine WordPress Seit zu erstellen und muss mich mit den PageBuildern abgeben, muss ich schon zugeben, dass manches dort um Faktor 100 schneller und intuitiver geht. Ich finde nicht dass TYPO3 auf ewig an diesem angestaubten Content-Bereich festhalten muss.

Drag+Drop von Content von einer zur anderen Seite, kopieren mit gehalter Taste - naheliegend und logisch aber nicht implementiert. Page-View Content ein und ausblenden mit ewiger Ladezeit und komplettem Reload ( in der Liste gehts doch auch mit Ajax ) Da sind schon mehr als genug Luft nach oben was Usability und Komfort angeht. Da ist nicht so viel passiert in den letzten Jahren.

Versteht mich nicht falsch - ich liebe das System und arbeite mit fast nichts anderem, aber es wird so viel an der Code-Basis gemacht, das für uns Devs teilweise vieles besser gemacht hat, aber für den Kunden - der uns das Geld dafür gibt, hat sich am wenigsten geändert.

Ich bekomme ab und zu immer noch V6 Systeme zum Anpassen überlassen und stelle fest, dass sich für Redakteure nicht so arg viel geändert hat. Schneller sind sie oft :/

Viele Grüße und trotzdem vielen Dank für die Leitung und die Energie die viele in das Projekt stecken. Ich hoffe es kommt nicht undankbar rüber - aber man darf auch hoffentlich mal sagen, wo das Baby auch etwas Liebe vertragen würde.

Kobi.
Antworten
Kristina Kiebe am
Hey Kobi,

vielen Dank für deinen ehrlichen Kommentar und dein Feedback.

Viele Grüße
Kristina
Antworten
Thomas Hartwig am

Ich sehe das genauso. Die Typo3 Entwickler sollten viel öfter mal über den Tellerrand hinaus schauen.

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