Deep Dive: Unser Mittwald Klimabericht

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Vielleicht habt ihr es schon entdeckt? Im letzten Monat sind unsere Klimaseiten live gegangen. So könnt ihr die wichtigsten Hintergründe und Ergebnisse bereits seit einiger Zeit in unserem Klimabericht nachlesen. Aber die Berechnung unseres CO2-Fußabdrucks ist ziemlich komplex. Da kommt einiges an Daten, Fakten und Erläuterungen zusammen. Dieser Blog-Beitrag ist für alle, die Lust haben, tiefer in das Thema einzusteigen und mehr zu erfahren: Wieso berechnen wir eigentlich den CO2-Fußabdruck? Was muss dabei berücksichtigt werden? Welche Besonderheiten gibt es und welche Emissionsquellen haben wir mit einbezogen? All das erfahrt ihr in diesem Artikel. 

Wieso berechnen wir den CO2-Fußabdruck?

Fußabdruck

Als Unternehmen möchten wir einen unterstützenden Beitrag dazu leisten, dass die globale Erderwärmung entsprechend der Ziele des Pariser Klima-Abkommens auf maximal 1,5 °C bzw. deutlich unter 2 °C beschränkt wird.

Um im Rahmen unseres Nachhaltigkeitsmanagements eine Klimastrategie zur Effizienzverbesserung sowie zur Vermeidung und Reduktion von CO2-Emissionen entwickeln zu können, ist die Ermittlung unseres CO2-Fußabdrucks ein wesentlicher Schritt und dient uns als wichtiges Monitoring- und Reporting-Instrument

Mit dem Ergebnis können wir nachhaltige Vermeidungs- und Reduktionspotentiale erkennen und die Wirksamkeit von Klimaschutzmaßnahmen in den Folgejahren messen und bewerten. Und auch nur so können wir uns klimaneutral stellen, denn dazu müssen wir erst einmal wissen, wie viele Emissionen wir emittieren, um unsere nicht vermeidbaren Treibhausgasemissionen schon heute mit hochwertigen Klimaschutzprojekten auszugleichen. 

Warum weisen wir Scope 2 zweifach aus?

Auf unserer Klimaseite sprechen wir davon, dass durch den Bezug von Ökostrom Emissionen in Höhe von 1.039 t CO2e vermieden werden können. Wie wir zu dieser Aussage kommen und warum Scope 2 zweifach ausgewiesen wird, möchte ich euch hier erklären. Nach dem GHG-Protocol und den Richtlinien der Bilanzierung ist eine zweifache Berichterstattung innerhalb liberalisierter Energiemärkte notwendig.

 

Zum einen wird ein standortbezogener Wert ausgewiesen, der den tatsächlichen physikalischen Stromfluss darstellt − unabhängig davon, für welche Art der Stromproduktion wir zahlen. Mit dem Emissionsfaktor des Bundestrommix ergibt sich so eine Gesamttonnage von 1.654 t CO2e. 

Zum anderen wird ein marktbasierter Wert ausgewiesen, also in Abhängigkeit der Art der Stromerzeugung unseres Stromversorgers. Durch unseren Einkauf von Ökostrom ergibt sich eine Gesamttonnage von 615 t CO2e.

 

Durch die zweifache Berichterstattung können wir für den Bezug von CO2-neutralem Strom für Scope 2 einen Emissionsfaktor von 0 kg CO2e annehmen und vermeiden dadurch 1.039 t CO2e. Denn der Bezug von Ökostrom ist bereits eine Maßnahme zur Reduzierung unserer THG-Emissionen. Durch unseren Einkauf von Ökostrom, gelangt mehr Strom ins Netz, der weniger Emissionen verursacht. 

Wieso wird immer von CO2 gesprochen und was bedeutet CO2e?

Nicht nur Kohlenstoffdioxid (CO2) ist für die Erderwärmung verantwortlich. Es gibt weitere Treibhausgase wie beispielsweise Methan (CH4), Lachgas (N2O) oder Fluorkohlenwasserstoffe. Die verschiedenen Gase tragen nicht in gleichem Masse zum Treibhauseffekt bei und verbleiben über unterschiedlich lange Zeiträume in der Atmosphäre.

 

Um die Wirkung verschiedener Treibhausgase vergleichbar zu machen, hat das Expertengremium der Vereinten Nationen (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) das Global Warming Potential definiert. Dieser Index drückt die Erwärmungswirkung einer bestimmten Menge eines Treibhausgases über einen festgelegten Zeitraum (meist 100 Jahre) im Vergleich zu derjenigen von CO2 aus. So hat z .B. Methan eine 25 Mal größere Klimawirkung als CO2, bleibt aber weniger lange in der Atmosphäre. Die Klimawirkung von Lachgas übersteigt die von CO2 sogar um beinahe um das 300fache. Treibhausgasemissionen können so in die Maßeinheit CO2-Äquivalente umgerechnet und zusammengefasst werden. CO2-Äquivalente werden mit der Abkürzung CO2e bezeichnet.

Emissionsquellen

Bei der Berechnung unseres CO2-Fußabdrucks haben wir die Treibhausgasemissionen in CO2-Äquivalenten (CO2e) ermittelt. Dabei sind wir dem Greenhouse Gas Protocol gefolgt und haben die direkten Emissionen aus unseren eigenen Anlagen (Scope 1), aus der indirekten Energieerzeugung (Scope 2) und die relevanten indirekten Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette (Scope 3) betrachtet. 
 

Nachfolgend werden die Emissionsquellen in den einzelnen Scopes erläutert. Die Berechnung der Treibhausgasemissionen erfolgte unter zu Hilfenahme des entsprechenden Emissionsfaktors aus der GEMIS-Datenbank Version 4.94.

Emissionskategorien

Direkte Emissionsquellen (Scope 1) 

Die gesamten Treibhausgasemissionen aus Scope 1 betragen 108,6 t CO₂e und setzen sich wie folgt zusammen:

 

  • Wärmebereitstellung: Die größte direkte Emissionsquelle stellt unser Erdgasverbrauch für einen Teil der Heizung unseres Standorts dar. Eins unserer Bürogebäude beheizen wir mit der Abwärme des Rechenzentrums, für die restlichen Flächen erfolgt die Beheizung mit Erdgas.
  • Fuhrpark: Hierunter fallen unsere Firmenwagen und Poolfahrzeuge. Damit sind sie zu 6,8 % an unserer Gesamttreibhausgasbilanz beteiligt.
  • Notstromaggregat: Für die Berechnung der Treibhausgasemissionen lag der Heizölverbrauch für das Notstromaggregat vor.

 

Indirekte Emissionsquellen (Scope 2) 

Gemäß der zweifachen Bilanzierung des Scope 2  betragen die Treibhausgasemissionen für die bezogene Strommenge bei Berechnung mit dem Emissionsfaktor des Bundesstrommix 1.039,1 t CO2e. Seit Inbetriebnahme unseres Rechenzentrums beziehen wir CO2-neutralen Strom, sodass durch den Posten Ökostrom und gemäß der zweifachen Bilanzierung des Scope 2 Emissionen von 0 t CO2e zu bilanzieren sind. 

Andere indirekte Emissionsquellen (Scope 3)

Die gesamten Treibhausgasemissionen aus Scope 3 betragen 506,2 t CO2e. Diese setzen sich wie folgt zusammen:

 

  • Anlagegüter: Die größte indirekte Emissionsquelle in Scope 3 sind die Anlagegüter. Einbezogen wurden die Product Carbon Footprints (PCFs) der eingekauften Hardware. Darunter fallen alle neugekauften Server im Jahr 2019.
  • Mitarbeiteranfahrt: Der Bereich Mitarbeiteranfahrt weist die Treibhausgasemissionen aus, die durch die tägliche Anfahrt der Mitarbeiter vom Wohnsitz zum Arbeitsplatz verursacht wurden. Für die Berechnung der Emissionen wurden die folgenden Informationen je Mitarbeiter mittels interner Umfrage ermittelt (Entfernung Wohnsitz-Arbeitsplatz, Hin- und Rückweg gesamt, vorwiegend genutztes Verkehrsmittel und Treibstoffart, Arbeitstage pro Jahr)
  • Der Bereich Entsorgung weist die Treibhausgasemissionen aus, die durch die Entsorgung des Büroabfalls verursacht wurden. Für die Berechnung lagen Informationen zur jährlichen Tonnage des Abfalls nach Art der Entsorgung am Unternehmensstandort vor: Abfall zur energetischen Entsorgung (MVA Hausmüll), Gemischter Siedlungsabfall (Hausmüll Deponie), Elektroschrott und Altholz.
  • Gekaufte Waren und Material: Für die Ermittlung der gekauften Waren und Materialien wurde zunächst eine Auflistung aller Güter für den Bürobedarf wie z. B. Kopierpapier, Post-Its, Blöcke und Notizbücher vorgenommen. Unter Berücksichtigung der Wesentlichkeit wurde der Anteil an gekauftem Frischfaserpapier für den Bürobedarf als wesentlich gekauftes Material identifiziert und berechnet.
  • Geschäftsreisen: Dieser Bereich weist Emissionen durch Geschäftsreisen aus, die nicht mit den Unternehmensfahrzeugen getätigt wurden (siehe Scope 1) – hierzu zählen Bahnfahrten, Flüge sowie Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln und Mietfahrzeugen. Für die Berechnung der Emissionen wurde auf die Informationen zu den Bahn- (Langstrecke) und Taxistrecken zurückgegriffen. Es wurden 2019 keine Flugreisen vorgenommen.

Ausblick

Unser Klimabericht zeigt transparent auf, in welchem Umfang Treibhausgasemissionen durch unsere Geschäftstätigkeit im festgelegten Basisjahr 2019 verursacht wurden. Neben dem weithin bekannten Kohlendioxid (CO2) wurden weitere Treibhausgase berücksichtigt und entsprechend ihrer Klimawirksamkeit gewichtet. Der CO2-Fußabdruck ist für uns ein wichtiges Instrument für zukünftiges Monitoring und Reporting in Bezug auf unsere Klimaschutzstrategie.  

 

Energie-Hacks

Erste Maßnahmen haben wir bereits umgesetzt und weitere befinden sich schon aktiv in der Planungsphase wie z. B. die Installation einer Photovoltaikanlage auf unserem Dach. Mithilfe einer weiterführenden Analyse der einzelnen Bilanzbereiche lassen sich weitere Minderungspotenziale ableiten und entsprechende Maßnahmen in Bezug auf die Energieeffizienz entwickeln und umsetzen. Weiterhin ist es uns neben der Erstellung unseres CO2-Fußabdrucks und dem Ableiten von Minderungsmaßnahmen ein echtes Anliegen, auch unsere Kunden auf diesen Weg mitzunehmen. (z. B. mit unseren Energie-Hacks) Dabei wollen wir zukünftig auch zu diesem Thema verstärkt mit ihnen in den Dialog treten, um voneinander und miteinander zu lernen.  

Ganzheitlicher Klimaschutz folgt dem Grundsatz: unnötige Emissionen vermeiden, bestehende Emissionen reduzieren und unvermeidbare Emissionen ausgleichen. Mit regelmäßig aktualisierten CO2-Fußabdrücken verfügen wir über ein Werkzeug, signifikante Vermeidungs- und Reduktionspotentiale zu identifizieren und die Effektivität von Klimaschutzmaßnahmen im Zeitverlauf zu verfolgen.  

 

Hier im Blog berichten wir regelmäßig zu unseren Nachhaltigkeitsprojekten und geben euch Einblicke in unser Unternehmen. Wir freuen uns, wenn ihr dabei seid! :-)

  • Ihr beschäftigt euch gerade selbst intensiv mit dem Thema Erstellung eines Klimaberichts? Auf klimareporting.de  findet ihr zahlreiche Informationen, die euch bei der Erstellung unterstützen können.

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