Agilität – vom Hype zum praxisorientierten Modell

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Immer öfter hören wir von der Agilität bzw. dem agilen Arbeiten – jeder scheint agil zu arbeiten oder vielmehr arbeiten zu wollen. Doch was genau bedeutet das überhaupt? Ist es nur ein Hype oder doch ein sich durchsetzendes Modell? Und wie lassen sich agile, flexible Arbeitsweisen mit festen oder sogar hierarchischen Strukturen vereinen? Auf alle diese Fragen möchte ich euch hier Antworten geben.

Schon Bill Gates, der den Grundstein für die heute fortschreitende Digitalisierung legte, stellte vor einigen Jahren die Wichtigkeit von Agilität in der Wirtschaft fest: 

Success today requires the agility and drive to constantly rethink, reinvigorate, react, and reinvent.
Bill Gates

Und auch heute scheint der Begriff immer häufiger im Arbeitsalltag aufzutauchen. Meiner Meinung nach sollte Agilität kaum noch nur als Hype abgespeist werden. Denn "Megatrends" der Arbeitswelt wie die Digitalisierung erhöhen zusätzlich die Aktualität des Begriffs, sowohl in der Theorie als auch in Bezug auf die Umsetzung in der Praxis. Hier scheint eine agile Struktur zu einem wahren Wettbewerbsvorteil werden zu können. Trotzdem hat von euch bestimmt der ein oder andere bereits gemerkt, wie schwer die Verwirklichung von Agilität im Arbeitsalltag sein kann. Aber warum ist das so?

Agilität – nur ein Begriff oder doch eine Arbeitsweise oder sogar Einstellung?

Doch bevor ich auf die Frage nach dem Warum beantworte, sollten wir zunächst die Frage nach dem Was klären. Im Prinzip ist Agilität die grundlegende Fähigkeit und Bereitschaft, sich an verändernde Umweltbedingungen anzupassen. Aber was zeichnet eine agile Struktur aus? Ganz klar: Vertrauen! Eine ausgeprägte Vertrauenskultur ist ein Muss, um nach agilen Prinzipien arbeiten zu können. Im Umkehrschluss heißt das: Hierarchische Top-Down-Entscheidungen sollten nicht (mehr) vorhanden sein. Das zunehmend altmodische Abteilungsdenken wird somit durch ein stärker prozessorientierteres Lösungsdenken ersetzt, was zugleich schnellere Entscheidungsfindungsprozesse fördert. Ziel ist es, dass alle Arbeitskräfte motiviert werden, selbst Verantwortung zu übernehmen und zu tragen.

Durch agile Strukturen werden auf der einen Seite die Stärken sowie die Individualität eines jeden Mitarbeiters in den Vordergrund gerückt. Auf der anderen Seite stellen wenige Standards und Routinen die Basis dar, auf der eine schlanke und projektorientierte Aufbau- und Ablauforganisation gebaut wird. All diese Prinzipien mögen abstrakt klingen, aber sie können einerseits zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil und darüber hinaus zu einem komplett neuen und positiven Arbeitsgefühl führen – effizienteres und effektiveres Arbeiten sind hier die Stichpunkte. Klingt vielversprechend, oder? :-) 

Im Mittwald Blog findest du das Modell zur klassischen und agilen Führung/Agilität.

Klassische Führung vs. Agile Führung (Steinert/Büser 2018)

Agilität für jedes Unternehmen?

Klingt nicht nur gut, ist es auch … doch nicht unbedingt für jedes Firmenmodell. Für manche kleine oder auch mittelständische Unternehmen kann es sogar undenkbar sein, sämtliche Strukturen über Bord zu werfen und ein gänzlich neues System aufzubauen

Grundsätzlich ist es wichtig, dass jeder mit solch einer neuen Struktur mitgeht und diese lebt. Hier sind vor allem die Führungskräfte gefragt – sie sollten Agilität vorleben, sodass das Konzept funktionieren kann. Doch wie eben schon erwähnt, wird man höchstwahrscheinlich nicht jedem gerecht, schließlich ist jeder Mensch individuell. So gibt es vermutlich auch diejenigen Mitarbeiter, die gerne die Zügel aus der Hand geben und sich auf die Übernahme der Organisation und Verantwortung eines Teamleiters verlassen. Wie geht man mit diesen Personen um, wenn das klare Ziel die Schaffung einer agilen Struktur ist? Eine mögliche Antwort erhaltet ihr im nächsten Absatz.

Schritt für Schritt zur agilen Organisation – ein Lösungsansatz

Um also beide oben genannten Seiten zu vereinen, kann ein sogenanntes duales Betriebssystem als einer von vielen Lösungsansätzen dienen. Mit ebendiesem können vor allem Unternehmen – in denen es nicht ohne enormen Aufwand möglich ist, Geschäftsprozesse vollständig agil zu steuern – ihre Schnelligkeit und Anpassungsfähigkeit dadurch trotzdem steigern. Dieser Ansatz bedeutet quasi die parallele Nutzung zweier Betriebssysteme: Auf der einen Seite steht das hierarchische System mit einer klaren Trennung und Aufteilung von Aufgaben und auf der anderen Seite die netzwerkartige Struktur. Freiwillige aus dem ganzen Unternehmen (und somit auch aus verschiedenen Ebenen) entwickeln gemeinsam neue Ideen und arbeiten an Projekten. 

Aufbau eines Dualen Betriebssystem: Schritt für Schritt zur Agilität

Aufbau eines dualen Betriebssystems (Steinert/Büser 2018)

Das duale Betriebssystem macht es möglich, dass alle Mitarbeiter, die Interesse an agilen Arbeitsprozessen haben, diese auch wahrnehmen können – und wer weiß, vielleicht traut sich der ein oder andere noch skeptische Mitarbeiter auch daran. ;-)  

Agiles Arbeiten – ja oder nein?

Nun stellt sich trotzdem die Frage, ob es wirklich bei jedem Unternehmen Sinn macht, Prozesse agil zu gestalten. Grundsätzlich müssen natürlich gewisse Kompetenzen vorhanden sein, damit die Umgestaltung überhaupt erfolgreich durchgeführt werden kann. Die Umsetzung von Agilität ist also im Hinblick auf die Herausforderungen der komplexen Arbeitswelt mit Sicherheit sinnvoll, aber nicht unbedingt einfach. Jedoch gibt es Möglichkeiten, Agilität auch „im Kleinen“ zu fördern. Somit gilt auch hier: Wenn alle an einem Strang ziehen, ist alles möglich und dem Erfolg steht nichts mehr im Wege. Dabei gibt es kein Patentrezept für Agilität und eine individuelle Gestaltung ist unbedingt notwendig. Ob nun die Chancen oder die Grenzen überwiegen, muss ein jedes Unternehmen für sich selbst entscheiden. :-) 

Prozesse der Agilität in Unternehmen.

Wie steht ihr zu agilen Prozessen im Unternehmen?
Sind sie in eurem Arbeitsalltag enthalten oder seid ihr vielleicht gerade dabei, diese einzuführen oder aber überlegt ihr noch? Erzählt es uns!

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