Das Rieplsche Gesetz der Medien

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Tablet mit Nachrichten liegt auf Zeitung

Wolfgang Riepl hatte anno 1913 behauptet, „dass kein Instrument der Information und des Gedankenaustauschs, das einmal eingeführt wurde und sich bewährte, von anderen vollkommen ersetzt oder verdrängt wird“ [1]. Im Hinblick auf den Medienwandel und die Entwicklung bei Zeitungs- und Buchverlagen stellt sich nun die Frage: Hatte er damit Recht?

Die These

Irgendwann in meinem Studium der Medienwissenschaft ist mir das Riepl’sche Gesetz mal über den Weg gelaufen und nun bin ich wieder in einem PR-Buch darauf gestoßen und ins Grübeln gekommen. Eigentlich hatte Riepl mit seinem Gesetz nur einen „Grundsatz der Entwicklung des Nachrichtenwesens“ nennen wollen. Schließlich handelte es sich bei seiner Dissertation auch nicht um die allgemeine Medienlandschaft sondern speziell um „Das Nachrichtenwesen des Altertums mit besonderer Rücksicht auf die Römer“.

Von der späteren Medienwissenschaft wurde seine Aussage allerdings umgedeutet zu einem „Gesetz der Komplementarität der Medien„. In dieser Bedeutung gibt es durchaus Punkte, die für die Richtigkeit des Gesetzes sprechen, aber auch einige Tatsachen, die klar dagegen sprechen. Was macht der Orientierungslose in so einem Fall? Na klar, erst mal eine Pro- und Con-Liste. ;-)

Pro

Es ist nicht abzustreiten, dass das Radio sich mit dem Aufkommen von Film und Fernsehen an die Gegebenheiten angepasst hat und immer noch existiert. Es ergänzt die genannten Medien z. B. bei der Autofahrt und hat sich mehr und mehr zu einem Hintergrund- oder Begleitmedium entwickelt. So wurden die Wortbeiträge z. B. deutlich minimiert und insgesamt ein größerer Musikanteil hinzugenommen.

Befürworter des Rieplschen Gesetzes könnten also sagen, das Radio koexistiert friedlich mit den anderen Medien und kommt dort zum Einsatz, wo die anderen nicht eingesetzt werden können. Fernsehen oder Surfen während des Autofahrens ist doch etwas schwierig und in keinster Weise zu empfehlen! ;-)

Papier wirkt wertvoll

Sehr deutlich wird das z. B. auch am Beispiel der Weihnachtsgrüße: Nach einer Umfrage von Bitkom wollten die Deutschen an Weihnachten 2011 hauptsächlich über Telefon (78 %) und Brief/Postkarte (51 %) Grüße ausrichten. Im Gegensatz dazu wollte nur jeder vierte Deutsche (25 %) E-Mails schreiben. Dieser Wert nimmt zudem seit drei Jahren langsam und stetig ab. [2]

Ins Internet gehen wir mit einem bestimmten Vorhaben: Wir möchten uns z. B. über ein Automodell informieren und bekommen dafür von Google die Seite des Hersteller, Testberichte des ADAC oder Artikel in Fachmagazinen. Eine Zeitschrift z. B. soll Interesse an Themen wecken, von denen der Leser evtl. noch gar nicht wusste, dass diese ihn interessieren könnten. So erweitert eine Zeitschrift den Horizont und gibt neue Impulse an das Individuum.

Die Form des Magazins wird sicherlich fortbestehen, denn, wenn wir ehrlich sind, möchten wir manchmal auch gar nicht immer alle Informationsquellen selbst auswählen, sondern auch ab und zu einfach etwas serviert bekommen. Ein Essay von Matthias Döpfner auf welt.de vergleicht dieses ganz passend mit dem Essen: schließlich wollen wir ja auch nicht immer selber kochen, wenn wir Hunger haben. [3] Ein weiteres Plus der gedruckten Zeitung: Sie kann überall mit hingenommen werden und ich muss mir z. B. am Strand keine Gedanken machen, dass sie mir geklaut wird oder mir Sand ins Getriebe läuft. ;-)

Contra

Platten sind „nur“ noch Liebhaberstücke

Es werden seit einigen Jahren immer weniger Tageszeitungen verkauft. Waren es 2001 noch 28 Millionen Exemplare am Tag konnten sich im Sommer 2011 nur noch 22 Millionen Käufer zum Kauf einer Zeitung durchringen. [5] Obwohl ich sehr gerne Bücher in Papierform lese, muss ich tatsächlich sagen, dass ich Nachrichten doch weitgehend über das Internet oder das Fernsehen konsumiere. Wie sieht es mit Euch aus? Kauft Ihr Tageszeitungen oder holt Ihr Euch die Infos im Netz?

Kindle im Kommen

Ob das Buch tatsächlich verschwindet? Noch weigere ich mich das wirklich zu glauben … ;-)

Schlussbetrachtung

Ich nenne diesen Abschnitt bewusst nicht „Fazit“, denn ein tatsächliches Fazit kann in diesem Fall nicht gezogen werden. Während ich in der Musikindustrie wirklich skeptisch bin, ob die CD nicht (leider!) irgendwann „ausstirbt“, weigere ich mich zu glauben, dass ich Bücher demnächst nicht mehr analog durchblättern darf.

 

Kommentare

gk am

Schönes Gesetz, das Ripl´sche. Scheinbar harmlos, sorgt es doch immer noch für Kontroversen unter den Wissenschaftlern.

Beispielsweise gibt es immer noch Botschaften in Stein – Gedenksteine etc. Das Riplsche Gesetz ist erfüllt:

„..daß die einfachsten Mittel, Formen und Methoden, wenn sie nur einmal eingebürgert und brauchbar befunden worden sind, auch von den vollkommensten und höchst entwickelten niemals wieder gänzlich und dauernd verdrängt und außer Gebrauch gesetzt werden können, sondern sich neben diesen erhalten, nur daß sie genötigt werden können, andere Aufgaben und Verwertungsgebiete aufzusuchen.“
(Quelle Wikipedia)

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Salim am

Hallo Kristina,

ich glaube das es eine co-existenz zwischen gedruckte und digitale Medien geben wird bis zu dem Zeitpunkt wo die Hersteller der Bücher, Zeitschrifften oder Zeitungen es für nicht gewinn trächtig genug ansehen diese Sachen zu Drucken.

Ich für mein Teil lese Bücher, Zeitungen und Co in gedruckter form wenn ich zuhause bin, bevorzuge allerdings die eVariante in den Zeiten wo ich auf Reisen bin, ich bin Beruflich viel unterwegs, des Gewichts wegen.

Ich bin überzeugt das es auch lange so bleiben wird.

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